Cada Dia


Ich stehe um 6:00 Uhr auf. Ich mache Fruehstueck fuer die Kinder und dann werden sie abgeholt fuer die Schule. Nicht an allen Tagen, die Schulpflicht wird hier sehr freimuetig ausgelegt. Wenn es regnet, geht gar nix, auch keine Schule. Ich koche Kaffee und ich wasche ab. Ich schmiere mir frische Aloe Vera auf Haare, Gesicht und Wunden. Ich wische den Boden. Das ist zwar sinnlos, aber ich mache es trotzdem. Ich wasche nochmals ab. Uff, alles mit kaltem Wasser und ebenfalls sinnlos. Ich fege den Boden mit Diesel, damit er schoen glaenzt. Die Fliegen setzen sich dann auch nicht mehr drauf. Ich pfuttere den ganzen Tag herum wegen Uarmi, das Sauviech, kaum laesst man sie von der Kette, baut sie schon wieder Scheisse, und muss wieder an die Kette. Wurmi!!! PFUERA!!!! Ach, alles sinnlos. Der Hund ist nicht dumm, aber bloed. Ich fahre mit dem Moto. Juhui! Das bringt mein Herz zum singen. Schmetterlinge klatschen mir ins Gesicht. Ich falle mit dem Moto hin. Auauau.... Ich bringe das Moto zu Luzio, dem Mechaniker. Er ist eine Art Zauberer. Ich muss das Moto wieder flicken, denn es gehoert nicht mir, sondern Yuri, dem Mann von Karin, der zur Zeit auf Reisen ist in Chile. Aber er kommt bald zurueck. Meine Beine sind blutig und blau und gruen, Damaris hat ein blaues Auge. Das konditioniert einen schon, das Moto darf um keinen Preis umfallen, sonst tut es weh... Ich koche Mittagessen, wenn die Kinder von der Schule zurueckkommen. Ich mache Siesta, wenn ich kann. Ich trinke Kaffee.... Ich wasche ab..... Ich habe nix zu rauchen. Ich putze. Ich koche. Ich besuche Carmen luz auf einen Schwatz. Das mache ich immer oefter, mir gefaellt die Gesellschaft der Viejita, und ihr auch, sogar Damaris ist gerne dort. Am Abend, wenn es eindunkelt, verbrenne ich Eukalyptusrinde und -blaetter, um mit dem Qualm die Mosquitos aus dem Haus zu vertreiben. Am Himmel gibt es eine Show, ein fernes Blitzgewitter erleuchtet oben die bizarren Wolkengebirge. Wie wunderschoen. Unten blinken die Gluehwuermchen. (Luziernagas - Gluehwuermchen) Dann regnet es. Das Zelt schwimmt fast davon. Aber ich kann nicht raus um es zu retten. Der Regen prasselt so laut, dass man nicht schlafen kann. Wenn es nicht regnet, windet es so fest, dass man ebenfalls nicht schlafen kann, weil es so laut ist. Es wird kalt. Heinomal, sooo kalt!! Gaaz eigentlich no, jetzt bin ich extra weg aus derSchweiz und dann fallen hier die eiskalten Suedwinde ein.... Ausgerechnet heute will Karin die Kueche neu streichen. Wir schaffen alles raus aus dem Haus, und hocken dann frierend auf der Veranda und koennen nicht mal rein ins Warme. Dann streichen wir alle Waende mit einer ekligen, fluessigen, graubraunen Mischung aus Kalk und Kaktussud. Wie durch ein Wunder sind die Waende nach ein paar Stunden strahlend weiss. Ich fahre mit dem Moto auf der Schlammpiste. Damaris, mein suesser Copilot, watet mit ihren kleinen weissen Fuesschen durch die tiefrote Pfuetze, die die ganze Breite der "Strasse" einnimmt, um den sichersten Weg fuer das Moto auszuloten. Dann hilft sie tapfer die schwere Maschine hindurchzustossen. Ich fahre mit dem Moto durch tiefe Schlammpfurchen, der Dreck spritzt hoch. Unter mir schlingert das Moto wie ein junger Rodeo-Hengst, hinter mir sitzen zwei kleine Maedchen. Ich scheisse mir fast in die Hose. Die Kaelte nimmt zu. Karin und ich beschliessen, uns ein Haus zu mieten. Das naechste Haus im Chorillo, das Elodie, ihrer Freundin gehoert. Das soll unser Frauenhaus werden, denn bald kommt Yuri zurueck. Yuri - oder Rupai, wer ihn kennt - ist ein Mensch, der sehr viel Platz einnimmt. Und Karins Haus ist klein. Die Ehe der beiden wackelt schon laenger und ich bin sehr froh, dass ich nicht mit beiden unter einem Dach wohnen muss. Weniger froh bin ich, dass ich dann das Moto abgeben muss. Mein Herz weint. Dann ziehen wir um und es wird wieder froh. Das neue Haus ist viel groesser, fertig Zelt und Geprassel und Gewinde und Laerm die ganze Nacht. Ein richtiges Bett!! Eine Autobatterie, die Strom fuer Licht und Musik gibt! Ruhe! Komfort! Luxus.... kaum habe ich das Bett fertig bezogen, wird Damaris krank. Wie wenn sie darauf gewartet haette, dass die aeusseren Umstaende ihre Bettlaegerigkeit ermoeglichen. Im neuen Haus kann ich mein fieberndes Baby in Ruhe pflegen. Yuri kommt heim! Ich freue mich ihn zu sehen. Was fuer eine Personaje! Karin richtet ihre Werkstatt in unserem Haus ein, damit sie Abstand nehmen kann von ihrem pubertierenden Sohn und dem launischen Yuri. Jetzt muss ich auch nicht mehr soviel putzen. Es regnet immer noch. Wir kuscheln uns im Bett ganz nah aneinander. Aussen am Mosquitonetz sirren die Muecken zahlreich und bedrohlich wie Zombies, die unser Blut fressen wollen. Aber bis zum naechsten Morgen sind wir hier sicher und geborgen.

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