Hüttenkoller


Eine Woche lang hat der Regen nicht mehr aufgehört. Alles ist im Schlamm versunken, vor allem meine Stimmung. Dank des Baño Cemado mussten wir immer raus ins Wetter wenn wir mal mussten. Expeditionen ins Dorf gestalteten sich als haarsträubende Abenteuer. Wenn man kaum mehr aus dem Haus geht, kommt die Einsamkeit zu Besuch, in Begleitumg von akutem Hüttenkoller. Jedem Tag gingen wir Carmem besuchen, die wegen der schlechten Wegverhältnissen schon seit Wochen nicht mehr im Dorf gewesen war. Damit sie und ihre Büsis nicht verhungerten, haben wir ihnen täglich Fresspakete gebracht.

Danach gipfelte die Misere in einer Zyste. Es ist nämlich so, dass die hiesige Belegung der Polizeizyste in Zyklen wechselt. Die neuen Polizysten sind dann jeweils übereifrig in den Strassen das Geld eintreiben. Und das Geld versteckt sich selbstverständlich bei den Touristen. Mann muss ihnen Busse geben, um da ran zu kommen. So funktioniert denem ihr Zystem. Ich kenne inzwischen keinen hellhäutigen Motofahrer im ganzen Pueblo mehr, der nicht schon von der Polizystei belästigt worden ist. Mich haben sie auch eines Morgens angehalten. Ich hatte grad in den dritten Gang geschaltet umd brummste bei der Plaza um die Ecke, als plötzlich ein Polizyst vor mir aus dem Boden wuchs. Ich hätte ihn beinah überfahren. Stattdessen kam ich kreischend zum stehen. Also, meine Bremsen kreischten. Ausweis! verlangte der Herr Polizyst. Hab ich ihm gezeigt. International!! na gut, den internationalen Führerschein auch. Nach  ca. 20min hat das Arschloch tatsächlich rausgefunden, dass mein Schegg nur für Autos gilt. Daraufhin haben sie mir meine geliebte Motilda weggenommen, weil die ja laut Papiere eigentlich Yuri's Moto ist. Sie haben sie einfach in den Bauch ihrer Mutterzyste geschleppt.

Was für ein schwarzer Tag im Lebem einer Piratin!!! Man kann javieles machen, aber nicht einer Piratenbraut ihr Flaggmotorrad wegnehmen!! Mein heisser Knatterfurz! Mein liebes Brummelbienchen, mein schnurrendes Schlachtross, mein schicker Feuerstuhl, mein..... Chlapf!!!! MEINTÖFF!!!! Aaaargh schon wieder so eine Demütigung durch die Zysterei. Zum Glück hatte ich meinen Schatz eine Stunde und 200 Bolivianos später mit Hilfe des noch dickeren Bruders von Yuri, Vladimir (ihr Vater war Kommunist), wieder befreit. Seither kann ich nur noch bis an Dorfrand fahren und ansonsten laufe ich viel. Das Moto steht immer in der Nähe von Don Jose's Restaurant, und wenn ich im Dunkeln zu lange wegbleibe, holt der gute Don Jose, Gott segne ihn, jedesmal mein Moto in seinen sicheren Hof und lässt die Kette am Tor unverschlossen, damit ich jederzeit wieder an mein Gefährt rankomme. Es gibt schon noch gute Menschen.

Bichos


Damaris spinnt.
Damaris spinnt.

Der Regen hat dann aufgehört.  Ich glaube, der Sommer ist da! (Das bedeutet, das gleich die Regenzeit beginnt.) Wie seltsam, jenseits des Äquators die Jahreszeiten wechseln zu sehen. Grün ist es hier ja immer. Blühen tut auch immer irgendwas. Jetzt wachsen hier überall Pilze.  Wir sind hier auf ca 1800 m.ü.M, und die Pilze wachsen förmlich aus den Kuhfladen. Wie seltsam auch, das hier ein Klischee - zumindest dem Verhalten meiner Bekannten nach zu urteilen - vollkommen zutrifft. En Guete! Auf dem Markt gibt es jetzt auch Avocado und Mangos. und in meinem Garten hats jetzt - ausser Millionen von Glühwürmchen (...warum heissen die nur so? Sind ja gar keine Würmer! Firefly passt viel besser...) Kolibris!! Und die Singvögel wechseln auch nach Jahreszeit. Einen Kolibri zu sehen ist hier ein glücksverheissendes gutes Zeichen. Ich hab einen gesehen!! Und auf der Strasse ist direkt vor mir ein armlanger Eidechs durchgerannt. Auch die Dichte der Bichos (Insekten) nimmt zu. Jeden Morgen ist der Boden im Wohnraum übersäht von ihnen. Handtellergrosse Nachtfalter. Handtellergrosse Stiche allerdings auch.   Autsch, das tut weh....

Hier habt ihr ein paar Bilder von meinen Bicho-Mitbewohnern. (Stellt sie Euch in echt einfach 10x schlimmer und schrecklicher vor.)

Dieses Bild sagt mehr über Bolivien als tausend Worte es je könnten.
Dieses Bild sagt mehr über Bolivien als tausend Worte es je könnten.

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