Me voy!


Also uns reicht es langsam. Es gibt nicht viel Neues zu erzählen von Samaiputa. Ausserdem.... regnet es schon wieder! Am Samstag wollte ich meinen Abschied feiern, aber ich wäre beinahe in der Strasse ertrunken. (Falls ihr jetzt denkt, ich übertreibe; bedenkt dass es im Pueblo keine Kanalisation gibt. Das Wasser flutet wortwörtlich durch die Strassen.) Motofahren ist ja auch nicht bei dem Sauwetter. Vier Kilometer zu Fuss bergauf im Schiff... nee. Also musste ich mich mitten in der Nacht in das Baumhaus von Alejandro, dem Baumhausarchitekten von Karin, retten. Plitschnass und besoffen crashte ich bei ihm oben rein. Er war sogar wach, im Baumhaus regnete es nämlich auch und er versuchte gerade, sein Bett trocken zu halten. Klagend und tropfend sass ich also vor dem einzigen Latino, den ich kenne, der diese Situation nicht ausnützen würde. Dabei ist er ein ziemlich hübscher Kolumbianer. Umso wohler fühlt man sich, nicht wahr. 

Zwar tropfte es mir nach wie vor auf den Kopf, allerdings deutlich weniger als zuvor, weshalb ich mich eigentlich schon einiges besser und halbwegs wohl fühlte. Ich muss einen bedauernswerten Anblick geboten haben, jedenfalls hatte Alejandro Verbarmen mit mir und ich schälte mich aus meinen durchweichten Kleidern und kroch hurtig ins luftige Bett mit Aussicht über das ganze Dorf. Ale hängte meine Kleider noch zum Trocknen auf, eine liebevolle, aber komplett sinnlose Geste. Über das Moskitonetz legte er dann seinen Regenponcho und nah aneinander gekuschelt wars dann doch noch trocken, warm und wohlig. 

Kurz hab ich mich gefreut, in einem Baum aufzuwachen, aber die Regendepression ergriff mich bald wieder mit voller Wucht: Wie komme ich zurück in den Chorillo zu meinem Kind? Wie krieg ich mein Gepäck ins Dorf runter wenn die Taxis nicht fahren? Ich will hier weg!!! Was wenn die Strasse mach St. Cruz verschüttet ist? Das  passiert jedesmal wenn es regnet. Aaaarrrrggghhh. Bolivien.


Aber ich habe es geschafft! Jetzt bin ich in Santa Gruus und morgen fliegen wir nach RIO DE JANEIRO! Ich bin total nervös deswegen und habe Angst vor der grossen Stadt. Aber die begeisterten Reaktionen und verzückten Gesichter aller, denen ich von meiner nächsten Station erzähle, lassen meine Vorfreude wachsen. Es wird Zeit dass wir unseren Camperbus finden!! Motilda wird von den Yuris weiterverkauft.


Ich werde dich nie vergessen, meine heissgeliebte Motilda, meine erste grosse Liebe mit Motor. 


Ciao ciao Samaitrapa, Samaiputa, Samaitragica. Abschied tut weh. Trotzdem bin ich froh, dass ich wegkomme. 

Ich will fahren. 

Unsere Läuse sind weg dank Neem-Öl und unsere Haare sind glänzend schön und gesund, vom vielen Nicht-Waschen. Und Damaris spricht inzwischen brockenweise Spanisch. Zumindest verständigt sie sich. Das war ja Sinn der Sache. Sie hat ein paar bittere Tränen beim Abschied von ihrer neuen besten Freundin geweint. Doch morgen sind wir bei Freunden, die wir auf unserer letzten Reise im Ecuador getroffen haben, als Damaris dringend eine Spielgefährtin brauchte. Wir treffen also alte Viajero-Freunde und können bei ihnen wohnen: Angel und seine siebenjährige Tochter Armonia Paz aus Chile. Lasst euch von den Namen nicht täuschen.....