Rio de Janeiro


Unser Flug war anstrengend, verlief aber problemlos. Wieder haben wir einen Zeitsprung gemacht, wir sind jetzt nur noch 3 Stunden früher dran als ihr Lieben in der Schweiz. Bei der Zwischenlandung in Sao Paulo stach mir der erste Eindruck von Brasilien markant ins Auge: hier gibt es wahnsinnig viele wunderschöne Menschen. Besonders krass nach Bolivien, wo man kaum ein hübsches indigenes Gesicht sieht, höchstens ein ganz altes oder junges. Tut mir leid, Aymaras, Guaranis und Quechuas; ich finde eure Nachkommen fett und hässlich. Es gibt einige herausragende Ausnahmen, die wirklich sehr nett und intelligent und auch huepsch sind, aber eben - Ausnahmen. Die Brasileros stammen scheints von einer wilden und bunten Mischung verschiedenster Rassen ab, die bolivianischen Bauern haben in den abgelegenen Pueblos irgendwie mangelernaehrten Inzest gezüchtet. So oder so ähnlich wars.

Am Flughafen habem uns Angel und Armonia laut schreiend wie lang vermisste Familienmitglieder begrüsst. Tatsächlich sind wir alte Freunde, obwohl wir uns damals vor 3 Jahren nur 2 Wochen lang gekannt haben. Die Begegnung war ein Geschenk des Himmels, weil wir nichts dringender nötig hatten als ein Kind, das mit Damaris spielt. Armonias Mutter war grad auf und davon, und Angel mit Herzschmerz, Tochter und VW Comby reiste musizierend durchs Land. Die beiden Mädchen haben sich sofort befreundet, Sprachbarrieren haben sie einfach niedergespielt. Ich habe die Chicas beaufsichtigt, Angel hat Musik gemacht und uns mit dem Comby kutschiert. Das war ein gutes Arrangement. Zu eurer Information: Damaris hat sich damals in Ecuador immer mit ihrem dritten Namen, Santosha, vorgestellt, was zur Folge hat dass sie nun im Brasilien ebenso heisst. Ich werde sie auch so nennen, solange wir hier sind.

Santosha, Armonia und der Comby in Ecuador anno 2013


Und da sind wir jetzt, in der Favela Vidigal, mit den beiden hyperaktivsten Menschen mit denen ich je gelebt habe, am Rande von Rio de Janeiro.

In der Favela.

Könnt ihr euch vorstellen, was das heisst? Wohl kaum, es sei den ihr wart schon mal in einer Favela.... Nach 2 Monaten im Bush, meistens alleine mit meinem Kind, bin ich jetzt auf engstem Raum mit Millionen von Menschen. Wir leben mit Angel und Armonia in ihrer winzigen, feuchten Wohnung, mit nur einem feuchten Bett und ohne jede Rückzugsmöglichkeit. Es ist hier immer feucht vom Meer, alles schimmelt, es ist immer laut, es stinkt überall ganz erbärmlich, so dass ich mich frage, wie ich das mit meiner empfindlichen Nase nur aushalten soll... ich habe viel zu wenig Räucherstäbchen mit. Alles hier scheint mir giftig, vor allem das Leitungswasser, das Essen, welches mich eklig dunkt, die Luft, die Tiere, alles ist irgendwie kontaminiert...

Ich glaube, um hier überleben zu können, muss ich mich krass transformieren. 

Nichts desto trotz ist es wunderschön hier...

Hallucinante.

Hermoso!

Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben an so einem verrückten Ort wie Rio de Janeiro.

Da Worte kaum beschreiben können, wie es sich anfühlt hier zu sein, lasse ich euch ein paar Bilder da....

 

Willkommen in Vidigal, wo sich zwischen spitzen Felsen und Meer viele kleine Häuschen in einem wilden Labyrinth von tausenden von winzigen Gässchen und Treppen angehäuft haben, und in den verwinkelten Strassen zwischen Felsen, Dschungel und primitiven Behausungen leuchten viele bunte Graffitis, kriechen giftige Schnecken, scheissen alle Hunde und machen fröhliche Menschen den ganzen Tag Musik..... taucht mit mir ein in eine andere, völlig durchgeknallte, gefählich schöne Welt!

 

Favela Vidigal


Unsere neue Bleibe


Damit ihr euch vorstellen könnt, wie wir jetzt leben, hier ein paar Fotos von Angel und Armonias Zuhause. Es sei gesagt, dass alle Steckdosen schimmeln und Brandspuren aufweisen, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass die einzige elektrische Kochplatte, die wir hatten, am zweiten Tag kaputt gegangen ist...... seither kann ich morgens keinen Kaffee mehr kochen und auch Essen für die Kleinen müssen wir auswärts besorgen....

Leider hab ich scheints wieder mal den Regen mitgebracht. Seit wir da sind, schiffets. Wieder können wir nicht aus dem Haus. Es ist zwar wenigstens warm, aber feucht. Sehr feucht. Meine Kleider stinken übel. Mein Bett auch. Habe ich schon erwaehnt dass es hier stinkt? Meine Freunde in Bolivien lachen mich aus, sie sagen dass ich die Enkelin von Abuela Grillo bin, weil mir der Regen überallhin folgt. Was, wenn sie recht haben?

 

Ah, ihr kennt Abuela Grillo nicht? Ihr solltet sie umbedingt kennenlernen. Eine gute, wahre Geschichte, wunderschön illustriert mit sehr bolivianischen Bildern. Hier ist sie:

 

https://www.youtube.com/watch?v=AXz4XPuB_BM

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Kommentare: 6
  • #1

    Rölf (Dienstag, 08 Dezember 2015 20:58)

    Jo das mues scho krass sie...danke fürs teile isch immerwieder schön zum lese..

  • #2

    André (Mittwoch, 09 Dezember 2015 10:38)

    Schön von euch zu lesen. Wohnt ihr in dem Haus?
    https://goo.gl/maps/bvv5by6bqzq

  • #3

    kameleon (Mittwoch, 16 Dezember 2015 14:37)

    https://www.youtube.com/watch?v=MNejYy3C2SQ

    tschäkitout

  • #4

    kamel (Mittwoch, 16 Dezember 2015 14:40)

    nei lueg de isch no besser, wills holz nahschiebä chasch;)

  • #5

    vergässä (Mittwoch, 16 Dezember 2015 14:42)

    https://www.youtube.com/watch?v=TI5H1me_IvQ

  • #6

    ReBEcCa (Freitag, 25 Dezember 2015 21:58)

    so toll zu lesen! Danke ❤️
    i Love you