Von Quallen befallen


So haben wir friedliche und total relaxte Tage mit den Jungs im Dschungel verbracht. Zu Weihnachten sind noch viel mehr Leute gekommen. Viel nacktbaden im kleinen See, viel gutes Essen. Onkel Leo ist Damaris bester Spielgefährte geworden. Er ist regelrecht verliebt in sie. Er nennt sie Pippi, wie ich sie eigentlich schon ihr ganzes Leben lang nenne, aber jetzt rufen sie alle so. Mich nennen sie "Fufu", das ist leichter auszusprechen. Pippi blüht zusehends auf und wird jeden Tag wilder und hübscher. Sie ist allerdings zur bedingunslosen Vegetarierin konvertiert, ich nehme an, weil einige der Fische noch gezuckt haben, als wir sie kauften.

Pippi und Onkel Leo
Pippi und Onkel Leo

Um auch mal auszugehen sind wir dann zweimal nach Itacaré gefahren. Itacaré ist ein allerliebstes Touristendörfchen mit vier Stränden. Da haben wir uns in einem Hostal einquartiert, fein gegessen und nachts mit schönen Menschen Bier getrunken und gute Musik gehört. Urlaub halt.

Itacare


Sonnenuntergang in Itacare
Sonnenuntergang in Itacare

Eines schönen Tages am Strand ist dann das Unglück passiert....

Alles war friedlich, wir baden im Meer um der Mittagshitze zu trotzen. Pippi spielt im seichten Wasser am Ufer. Plötzlich fängt sie an zu schreien wie am Spiess! Und sie hört nicht wieder auf. Der Pegel schraubt sich in 3 Sekunden auf Alarmstufe Rot. Ich renne zu ihr hin. Sie schreit: "Eine Schlange hat mich gebissen!! Mein Bein!! Es brennt!! Aaaaaahhh!!! WAS IST DAS???!!!" Ich denke: Qualle! Aber viel mehr kann ich nicht denken, sie schreit auf einer hirntötenden Frequenz. Mein armes Kind leidet Höllenqualen und ich kann nichts tun, sie lässt mich sie nicht anfassen, auch kann ich das Ausmass der Verletzung nicht erkennen. Leo kommt angerannt, aber auch er kann ihr nicht helfen. Hilflos steht er neben seiner geliebten Pippi, die immer lauter schreit. Ich sehe in Leo's Augen, dass ihm ebenso das Herz zerreisst wie mir. Jetzt kommem vom ganzen Strand Brasilianer jeden Alters angerannt. Sie schreiem alle auch, fast ebenso laut wie Pippi. Sie schreien "Agua Viva!!" Qualle. Und "Xixi!!!!" Pisse. Ja richtig, das hab ich doch schon im Fernsehn gesehn, Quallenverbrennungen behandelt man mit frischem Urin! "Pippi!!" schreie ich jetzt auch. "Du musch drüberbisle!" Sie schaut mich entsetzt und verständnislos an, ohne dabei mit Schreien aufzuhören. Klar, sie kann jetzt nicht. Die Menschenmenge um uns herum richtet ihr Urin-Geschrei jetzt an mich. Aber ich kann auch nicht!! Ich war grad eben schon! Leo denkt, ich verstünde das portugiesische Geschrei nicht. "Sie muss sich über das Bein pissen" fleht er mich auf spanisch an. "Sie kann nicht!!" "Dann musst du es tun!" "Leo, ich kann wirklich auch nicht!!!" Ich sehe ihm in die Augen. "Leo, du musst es tun. Bitte!!" Das Geschrei um uns herum steigert sich zum Crescendo. "Okay. Ich machs." Leo sieht mich an, als ob diese Entscheidung unser aller Zukunft verändern könnte. Ich bin wahnsinnig froh das jemand mein Kind retten wird, und gleichzeitig denke ich: "Oh mein Gott, holt der jetzt sein Ding raus und pisst meine Tochter an??" aber Leo zückt von irgendwoher einen Plastikbecher und verschwindet. In diesem Moment liebe ich ihn für seine Geistesgegenwart. Jemand hat inzwischen literweise gekühltes Wasser gekauft, was Pippi Linderung verschafft. Die Verbrennung zeichnet sich inzwischen deutlich ab, in Form eines Fangfadens, der sich um das Bein gewickelt hat. Als ich Pippi erkläre, dass wir im Begriff sind, Leos Pipi über sie zu giessen, schreit sie wieder volle Pulle los. Klar, nebst kaltem Wasser haben die hilfsbereiten Brasilianer auch schon Sonnencreme und Essig an ihr ausprobiert. Alle sind sich jedoch einig, dass Xixi das Beste sei. Pippi besteht auf kaltem Wasser und wehrt sich wie ein Tier, aber um sie zu retten halten wir sie fest und leeren Leo's Pipi über ihr Bein. Sie schreit. Dann reicht es ihr. Schreiend befiehlt sie mir, mit dem Wasser zu folgen und humpelt weg von der Menge in den Schatten. Dort fährt sie schreiend fort, sich kaltes Wasser übers Bein zu leeren. 

Nach ein paar Minuten hört sie überraschend auf zu schreien und verkündet, der Schmerz lasse langsam nach. Leo flüstert mir besorgt zu, dass er befürchte sie werde danach nie wieder ein Wort mit ihm wechseln, wegen der Pipi-Sache. Aber ich kann jetzt wieder klar denken, weil Pippi endlich still ist, und wische seine Bedenken weg: "Leo, los ab zur nächsten Apotheke!!"

Leo lädt sich die leidende Pippi auf den Arm und wir rennen los. Wir fragen Passanten nach der nächsten Apotheke, welche immer gleich um die nächste Ecke sein sollte, aber es ist trotzdem sehr weit, so rennend in der Hitze. Pippi jammert, sie fühle wie ihr das Gift ins Gehirn steige und sie werde gleich ohnmächtig. Leo jammert, ihm fallen gleich die Arme ab.

Als wir endlich in die Apotheke stürzen, erfasst die hübsche junge Bedienung sogleich die Situation und gibt uns eine kühlende Salbe, die alles wieder gut macht. Sie prophezeit einen Tag Fieber für Pippi und dann sei alles wieder in Ordnung.

Aber Pippi ist eine Piratin, zäh, stark und tapfer. Sie bekommt kein Fieber und nach einer Stunde zieht sie Onkel Leo schon wieder an den Rastas um ihn zu ärgern. Wir atmen auf, sie ist wieder die Alte. Die Chichi-Sache trägt sie uns auch nicht nach, uff. Unsere Nerven sind am Arsch.

 

Aber was haben wir noch Tage später gelacht.... Leo hat sie immer wieder aufgezogen: "Leo gemacht Pipi auf Pippi!!"

Tja, damit muss sie jetzt wohl leben...

Quallenqual


Diese Aufnahmen enstanden zwei Tage nach dem Angriff. Anfangs waren das schon tiefrote und geschwollene Verbrennungen. Aber Urin wirkt Wunder, ich sags euch....

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Kommentare: 1
  • #1

    Eyal from Eylat, ISRAEL (Dienstag, 02 Februar 2016 09:45)

    beautiful !!!
    will all ages be taken in ??? !

    eyalohel@hotmail.com