Feuerprobe / Wassertaufe


Also bin ich losgefahren. Ueber 1600 km im Ganzen...... vielleicht ist euch bewusst, dass ich erst seit einem Jahr Auto fahre, und noch nie ein solches Stueck ganz allein gefahren bin. Aber genau dafuer hab ich es doch gelernt! Und endlich hab ich mein eigenes Auto, endlich geht mein Roadmovie los... nichts kann mich mehr abhalten oder abschrecken. 

Ich, mein Kind und mein Fiat. Dreamteam.

Am ersten Tag waren wir nur 4 Stunden unterwegs, vom Meer zurueck nach Sao Paulo zu Pamela, wo wir die Nacht verbracht haben. Dann anderntags haben wir 6 Stunden geschafft, davon waren wir etwa anderthalb Stunden allein in der Grossstadt unterwegs und haben verzweifelt den Ausgang aus dem Stau und der Stadt gesucht. Sogar mein Handy-Navi wusste nicht mehr, wo wir sind. Abends sind wir dann in Riberao Preto in ein Raststaetten-Hotel, das genau rechtzeitig aufgetaucht ist. Es war teuer, aber sehr sauber und bequem, hat sogar gut gerochen und vor allem: das Essen war absoluter Hammer. Danke, du glueckliche Fuegung die uns da hat rausfahren lassen. Wir waren ja schon ziemlich gummig in den Beinen beim Aussteigen , und so sind wir dann um 20:00 schon friedlich entschlummert.

Am naechsten Tag zeigt das Navi an, dass wir noch 10 Stunden zu fahren haben. Das wollen wir schaffen. Um 9 Uhr morgens fahren wir los. In Alto Paraiso wartet eine Freundin auf uns, d.h. sie laesst den Schluessel zu ihrem Haus bei ihren Nachbarn, und wir sind herzlich willkommen in ihr Bett zu fallen. So schoen zu wissen!

Und wir fahren, Hunderte von Kilometern immer geradeaus. Manchmal mit 140 km/h, manchmal schleichend langsam. Manchmal sehen wir weit vor uns am Horizont hohe Wolkentuerme die sich aufbauen, Blitze zucken, es wird dunkel.... wunderschoen. Und dann fahren wir mitten rein ins Wetter. Es regnet so stark, dass ich hoechstens 40km/h fahren kann..... ich sehe nichts. Und ihr erinnert Euch, mein Auto hat ein Problem mit der Ventilatoranlage, die die Windschutzscheibe belueften soll...   das funktioniert immer noch nicht. Also muss ich die Scheiben weit offen lassen und trotzdem noch mit einem Lumpen staendig meine Sicht freiwischen. Und kalt und nass ist es auch. Aber wir fahren durch das Wetter durch, es wird wieder schoen, wieder heiss.... dann taucht am Horizont die naechste Schlechtwetterfront auf. Und so weiter........

Pippicam


Als es langsam dunkel wird, und immer noch fast 4 Stunden zu fahren sind laut Navi, ueberlege ich, ob ich uns ein Hotel suchen soll. Aber Pippi insistiert dass sie heute noch ankommen will, und ich denke mir, ich kann alles schaffen was ich will....

Dann biegen wir eine Strasse ein, die kaum den Namen verdient. Tiefe, grabartige Loecher mitten in der Strasse, und jetzt wird es rasant dunkel. Es regnet ein bisschen. Ich muss echt schleichen wenn ich mir kein Rad kaputt machen will, und bremsen kann man auch nicht gut, der Rest der Strasse, der nicht aus Loechern besteht, ist voller Split. Ich schleiche und bete, dass wir bald auf eine bessere Strasse stossen, sonst kommen wir heute bestimmt nicht mehr an. Noch dazu sind wir derart in der Pampa, weit und breit keine Menschenseele...

Doch die Strasse wird besser, gottseidankseigott. Aber als nur noch eine Stunde fehlt bis zum Ziel, setzt der Regen wieder ein...... Pippi schlaeft, ich klebe mit der Stirn an der Frontscheibe, fahre 30km/h, staendig die Scheibe wischend, die entgegenkommenden Lichter verfluchend....... nass und verfroren fahre ich an Alto Paraiso vorbei, weil ich es wegen dem starken Regen nicht erkennen kann. Ich weiss nicht wo ich bin, und mein Navi hat beschlossen, mich in die Irre zu fuehren. Mitten auf einem ordentlichen Highway befiehlt es mir, nach links abzubiegen. Da ist tatsaechlich eine Einfahrt. Ich schiesse da rein. Aber nach 5 Metern stosse ich auf einen Weidezaun..... ich stehe wortwoertlich im Schilf. Wie ich da wieder rausmanoevriert bin, mit hinten und vorne total beschlagenen Scheiben... keine Ahnung. Langsam verzweifle ich. Das Navi verspricht, dass wir in 10 min da sind.... wieder zurueck auf dem Highway finde ich tatsaechlich einen Weg gleich neben der Weide-Einfahrt...... aber es ist eine Lehmstrasse, ohne Schilder und nichts. Na gut, der Weg nach Capao sieht auch so aus.... vielleicht ist das bei Alto Paraiso auch so? Pippi wacht auf, als ich da entlangrumple. Das Navi ist begeistert, zeigt an dass ich nun auf dem rechten Weg bin, noch 5 Minuten.... ich kann es nicht glauben. Wir sind in der allerschlimmsten Pampa. Der Weg endet an einem Tor, auf dem steht: Vorsicht! Mutiger Hund! Durchgang verboten!

Gut, wir sind am Ende. Mit dem Mut der Verzweiflung fahre ich zurueck, finde einen Menschen der mir erklaert, dass ich schon an Alto vorbeigeduest bin, und endlich finde ich den rechten Weg. Aber ich erreiche die Nachbarn mit dem Schluessel schon seit Stunden nicht mehr, und die Wegbeschreibung zum Haus der Freundin wurde offenbar mit Google-Translator uebersetzt..... kannste vergessen. Es regnet in Stroemen. Ich erklaere Pippi: Ya era. Das wars. Wir schlafen heute nacht im Auto. Es ist ohnehin Mitternacht. Ich hinterlasse meiner Freundin, die gegenwaertig an einer Ayahuasca-Zeremonie teilnimmt, eine Nachricht, damit sie mich am Morgen frueh suchen kommt. Und dann schlafen wir in unserem lieben Fiat wie die kleinen Babys, selig und tief.

 

Wir habens geschafft. Wir sind in Alto Paraiso. Heil und froh.

 

Und wisst ihr was?

Ich kann echt verdammt gut Auto fahren!!

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Kommentare: 1
  • #1

    mum (Donnerstag, 07 April 2016 13:12)

    hey, Bubotaj.....wie ich euch beneide! Und wie ich mich freue für euch, dass oht eine so schöne Zeit zusammen erlebt!
    love you so much! Imachen