Cavalcante


Dann wollten wir mal einen Ausflug machen und sind nach Cavalcante, in naechste Dorf gefahren. 90km. Dort haben wir Augustin besucht, einen Freund von Carola, der da gerade ein Haus gehuetet hat. Das Haus hat einem Schamanen gehoert, der grad verreist war. Zum Glueck fuer uns..... weil wir friedlich in seinem Haus leben konnten. Ein lustiges Haus.... voller Spirit. Ueberall Bilder vom Herrn Jesus, gemischt mit Bildern von Ganesha und Shiva, und dann wieder Maria, von Buddhas umtanzt... und ein Bild zeigt eine Art Mensch, sehr verdaechtig, wir haben angenommen dass es den Schamanen hoechstpersoenlich darstellt. Brrr.

Zusammen mit Augustin haben wir friedliche, heisse Tage verbracht und ein paar wunderschoene Wasserfaelle besucht. Santa Barbara mit seinen leuchtend blauen Wasserbecken hat mir besonders gut gefallen. 

Aber ehrlich gesagt... auch die spektakulaersten Wasserfaelle werden langweilig, wenn man sie JEDEN Tag sieht.....

Bad News


Am zweiten Tag hat mich dann der Schlag getroffen. Pamela hat angerufen und mir mit ihrer durchschlagenden Art verkuendet, dass ich innert 20 Tagen zurueck in Sao Paulo sein muss. Neiiiiin! Gerade jetzt wo endlich alles so gut laeuft und ich so gluecklich bin hier in Alto Paraiso! Aber scheinbar wickelt sie gerade den Auto-Transfer mit ihrer Schwester ab, und in Folge dessen muss das Auto innert 20 Tagen aufm Amt vorgefuehrt werden. 

Und ich muss jetzt NUR DESWEGEN nach Sao Paulo zurueckfahren.

Einen Monat, bevor ich endgueltig dorthin fahren muesste.

Mann.

Die Stimmung ist mir fuer zweidrei Tage gruendlich vermiest.

 

 

Ich flehe Pami an, irgendwas zu unternehmen um mir das zu ersparen, aber sie schnalzt nur wieder so einschuechternd mit den Fingern und erklaert mir geduldig, dass es nichts zu tun gaebe. Ich muss dahin fahren. Es gibt nichts anderes. Wenn ich es nicht mache, und dann spaeter fahre, wird das Auto illegal sein, und falls mich die Polizei anhaelt, nehmen sie mir das Auto weg.

Die Polizei.

Die hat mich ja eh erst grad angehalten - zuhinderst in der Hochlandpampa. Carole hat gesagt, hier gibt es keine Polizei. Das entgegenkommende Auto liechthueplet, aber Carole meint, dass waere ein Kompliment gewesen. Aber dann steht da doch die Polizei und haelt mich im Rahmen einer Routinekontrolle an.

Die Autopapiere sind in Ordnung.

Meine Lizenz verleitet sie zu anerkennenden Pfiffen. So ein schickes Kaertli, gell?

Mein Pass versetzt sie dann in Unglaeubikeit. Sie wissen nicht, was das ist, eine Schweiz. Ist doch aber auch in Suedamerika, nicht? Aha, nicht. Wo dann? Es gibt doch ausserhalb von Brasilien gar nicht mehr viel in dieser Welt? Naja, sie muessens mir glauben, weil der Pass ja auch so schick ist....

Mein Auto; ein synchronsymptomatisches Hologramm meiner Selbst


 

Mein Auto.

Das arme Ding. Als wir zu den Santa Barbara-Wasserfaellen gefahren sind, haben wir naemlich einen einheimischen Freund einer Freundin mitgenommen. Der sollte uns helfen, billiger zum Touristen-Genuss zu kommen, weil man da naemlich Eintritt, einen eingeborenen Fuehrer und noch Transportmittel bezahlen muss. Der einheimische Freund einer Freundin ist nun eben zuefaellig ein Freund von so einem Eingeborenenfuehrer. Carole bittet mich diskret, ihn fahren zu lassen, da er doch den Weg besser kennt. Mir scheint, sie leidet sogar noch mehr als mein Auto darunter, dass ich oefters mal mit der Schnauze den Boden kuesse und gerne meinen Unterboden  sandstrahle. Mit Kieselsteinen. Oder Felsbrocken.

Egal, ich lasse ihn fahren. 

 

Er knallt mein Auto genauso in den Boden wie ich. Das haett ich jetzt aber nicht besser gekonnt.

 

Wir finden unseren Eingeborenenfuehrer, er steigt ein und alles laeuft wie geplant billiger ab. Dann kommt der Fluss. Hier muesste man jetzt eben auf einen Jeep umsteigen und Transportgelder bezahlen. Doch der Eingeborenenfuehrerfreund am Steuer will uns das nicht zumuten. Er faehrt frohen Mutes durch den Fluss. Ich mache grosse Augen. Mein Auto schwimmt. Das ist echt eine gute Karre..... naaiiin. Nach 10 Metern vertaetschts den Benzinfilter. Nun stellt sich heraus, dass der Eingeborenenfuehrerfreund  auch Mechaniker ist. Wie ausserordentlich praktisch! Wir nehmen jetzt doch das Transportmittel, und er flickt mein Auto inner kuerzester Zeit provisorisch und kommt dann nach. 

Als Mechaniker haette er das mit dem Filter aber echt auch vorher wissen koennen.

Am naechsten Morgen flickt er mir das Teil noch richtig, neuer Filter und alles gut, 70 Reals. 

Wir fahren gleichentags zurueck nach Alto Paraiso und erledigen gleich noch ein paar Sachen, z.B. besichtigen wir eine potentielle neue Wohnung fuer Carola. Dort, in der Einfahrt dieses Hauses, bricht mein Filter wieder weg. Das Benzin sprudelt. Ich kann's nicht fassen.

Gottseidankseigott sind grad zwei schwarzhaeutige junge Maenner im Garten, es sind Bauarbeiter die da grad was bauen. Sie springen herbei bevor ich mich noch fassen kann, kriechen behende unters Auto, stopfen das Leck und retten mein Auto... und den Rasen. Ich bin beeindruckt. Und bedrueckt. Ich muss dringen meinen Mechanikerfreund wiedersehen. Das klappt auch ruckzuck und sein huebscher Sohn kommt zum besagten Garten. Er erkennt, dass eine Benzinleitung zu lang war und deshalb runterhing. Er flickt mir alles provisorisch, weil Samstagabend ist, und macht ein Date mit mir fuer naechsten Montag. Von Geld spricht er immer noch nicht, faehrt einfach wieder ab. Uff.... ich kann naemlich noch immer kein Geld von der Bank abheben!!! Huere Scheiss!

Am Abend besuche ich Jamil, froh einem Schweizer meine Automisere klagen zu koennen.

Er sagt zu mir, mit einer Weisheit weit ueber seinen Jahren: "Du weisst doch, dass dein Auto ein synchronsymptomatisches Hologramm deiner selbst ist. Was will dir das also sagen? Du musst deinen Filter.... loslassen. Lass loss. Bleib locker." Ich erzaehle Jamil von meinem "Filter", naemlich von meiner drohenden Regressierung nach Sau Paulo. Und meiner Depression darueber, dass es mit meinem Traum einfach nicht klappen will.

Und dann lasse ich das los.

Autosophie


Im Hause des Tschamanen in Cavalcante, und auf dem ganzen Areal rund ums Haus, das war alles erklaertes Heilungsgebiet. Ergo war Rauchen verboten.... und mann muss mega weit ins Dunkel stechen, wenn man rauchen will. Wie unbequem. 

 

Aber, AUF dem Areal steht mein Auto..... und mein Auto gehoert mir allein. Es ist mein Hoheitsgebiet. Hier bestimme ich. Also kann ich darin rauchen. Mein Auto ist AUTark. Dieses Wort ist glaubs eine Mischung aus Auto und Ark. Arche. Rettungsboot. sAUstark. sAUTOll.

Auto kommt bestimmt von AUTOnom. Dies ist mein Autonomes Gebiet. Ich bin der Autognom. Hauch, der Rauch. Mein Auto ist so lieb. Ich muss ihm einen Namen geben. Sooo ein gutes Auto...... und was ist das ueberhaupt fuer ein geiles psychodelisches Muster auf den Polsterbezuegen von meinem geilen Auto...... laeck.......

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