Mangograb


Es ist definitiv Sommer geworden. Es ist die Zeit der Schmetterlinge, die jetzt massenhaft herumflattern. Es ist heiss. Überall in Brasilien reifen die Mangos an den riesigen, uralten Bäumen. Und unglaubliche Mengen Mangos fallen herunter - und verfaulen. Immer wieder muss man solche Gebiete durchqueren, auf den Wegen, Gärten, im Dorf, fault der Boden. Wenn mann im Dunkeln auf so eine Mongo-Manga tritt, spritzt der Saft hoch am Bein hinauf und verklebt einem die Füsse. Auch sind die Moskitos in der Nähe von Mangobäumen hoch entwickelt, zahlreich und agressiv. Noch schlimmer ist eine Nachtfalterart, die ihre Eier in die Mangos legt. Mit der Stirnlampe nachts herumzugehen wird fast unmöglich. Auch wenn ich sie an der Hand runterbaumeln lasse um möglichst nur den Boden zu beleuchten, beflügeln mich riesige Schwärme von Faltern am ganzen Körper, bedecken mein Gesicht und verfangen sich in meinen Haaren und meiner Unterwäsche. Während ich ein paar Falter aus meinem BH grüble, muss ich unwillkürlich an die vielen Schmetterlinge denken, die derzeit in allen Kühlergrills der grossen Autos stecken. Und als geflügelte Flecken auf den Windschutzscheiben kleben.

Mangobaum in Shashaland
Mangobaum in Shashaland

Auf Shashas und Markus Grundstück gibt es drei solche Mangobäume. Die Früchte sind wegen dem Mottenbefall ungeniessbar. Sie lassen sich aber noch für Beauty-Zwecke auf Gesicht und Haare streichen, was ich täglich praktiziere. Aber man muss etwas tun gegen diese Unmenge faulendes Obst, sonst wird die Fliegen- und Insektenpopulation unerträglich. Also sammle ich jeden Tag die heruntergefallenen Früchte ein und schmeisse sie in ein Loch, das Markus gegraben hat.

Das Loch sieht aus wie ein Grab. Ein Mangograb.

Ich streue Kalk und Erde über die halb toten, halb schon wieder lebendigen Früchte.

Friede mit euch allen, ihr faulen Mangoeier.

Mangograb
Mangograb

Ich fühle fast schmerzhaft, wie sich der allgegenwärtige Geruch nach verfaulter Mango in meine Hirnrinde eingräbt umd sich verbindet mit dem Bellen und Schreien der Frösche, mit dem Flattern der Motten und dem Beissen der Mückenstiche, und daraus langsam eine sehr persönliche 3-D-Erinnerung an Capao entsteht.

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