Bolivia


Chorillo - Bienvenida a Casa!!


Llegamos!! Endlich aacho!
Llegamos!! Endlich aacho!

Home is where the Heart is. Und meins is halt teilweise hier...... feels like coming home!! Noch im Flugzeug konnten Damaris und ich uns kaum vorstellen dass wir wirklich nach Suedamerika gehen. Das sich das alles, was wir 3 Jahre lang geplant haben, jetzt tatsaechlich verwirklicht. Aber kaum sind wir in Samaipata aus dem Taxi gestiegen, war es - als waeren wir nie weg gewesen!!  Samaipata hat uns mit einem dicken feuchten Schmatz eingesaugt und umgestuelpt. Wie wunderschoen es hier ist..... mein Herz singt vor Freude. Die Farben - rote Erde, pinke Pflanzen und violette Steine. Die Luft - rein und irgendwie ... suave, voller Schmetterlinge und Eukalyptusduft... Chemtrails gibt es hier nicht. Das Essen - viel geschmacksintensiver als bei uns! Alles schmeckt so gut das ich nur noch essen koennte.... obwohl es nur eine Sorte Kaese gibt, und nur weisses, trockenes Brot.... dafuer Sesam, und Papaya, Empanadas, Dulce de Leche und Platanos.... jedes kleine Teigi ist eine Offenbarung. (Solange ich selber kochen kann und nicht bei den Einheimischen Pollo essen muss......)

In der Schweiz habe ich oft so Essens-Depressionen wo mir nichts mehr schmeckt, vor allem nicht was  ich selbewr koche, und ich vergesse oft zu essen und habe Muehe einen Rhytmus zu halten. Hier stehe ich frueh auf und koche 3x taeglich...... Meine Augen sind auch auf einen Schlag gesund. in der Schweiz traenen sie jeden Morgen, immer wenn ich rausgehe, immer wenn es kalt ist, windet oder ich muede bin. Staendig lauft mir das Wasser ueber das Gesicht - hier ueberhaupt nicht..... Und erstaunlicherweise brauche ich mir hier auch NIE das Gesicht einzucremen......

 

Karin, Damaris´ Gotti, die seit 4 Jahren mit ihrer Familie hier lebt, hat uns abgeholt. Wir sind gleich bei ihr im Haus eingezogen, im Chorillo, einem kleinen Seitental von Samaipata, ca 5km entfernt vom Dorf. Dort gibt es keinen Strom und das Wasser wird vom Wasserloch heraufgepumpt, wo auch die Froesche leben. Versteckt in den Baeumen leben hier viele lustige Gesellen. Jeder hat sich ein Haeuschen nach seinem Belieben gebaut, aus  Erde und Lehm, Bambus und leeren Flaschen. Wir haben unser Zelt im Garten. Die Aussicht ist atemberaubend - und man sieht kaum Haeuser, alles gruen.... Das Leben ist sehr verschieden verglichen mit der Schweiz. Fast nichts wird weggeworfen, alles kann man nochmal gebrauchen....  trotzdem hat es ueberall Abfall im Dorf. Alles ist dreckig und wird nie richtig sauber. Karin hat 3 Pferde, Damaris ist begeistert. Aber es gibt auch einen Hund hier, Uarmi, die ist ein Sauhund, ich muss es leider so sagen. Ich versuche sie ein bisschen zu erziehen, auch Karin zuliebe, und weil es besser ist als sich einfach nur zu aergern. (Nur damit ihr wisst dass ich nicht uebertreibe: Uarmi ist z.b. laeufig und sobald niemand guckt, legt sie sich mit ihrem triefenden Fisch-Futz auf unseren Esstisch..... uuuaaarrrgghhh.)

 

Die ersten paar Tage war ich Fuffeli Feliz im Glueck -  vor lauter Freude habe ich staendig gesungen, mir eine Ganzkoerpermassage gegoennt (fuer 11Fr.), und von frueh bis spaet getanzt und geputzt und gekocht. Von frueh, weil, dank dem Jetlag stehen wir immer um 6 Uhr morgens auf. Das entspricht unserer normalen Aufstehzeit in der Schweiz: 12 uhr mittags..... :P

Aber langsam holt mich dieser scheiss Jetlag ein und ich bin muede und verwirrt. Es windet viel und ist oft kalt, denn Samaipata ist in den Bergen auf 1600m.u.m. Wenn es nicht windet, ist es hier 30 Grad warm....

 

Am dritten Tag, am Tag der Mondeclipse, hat Karin mir das Toefffahren beigebracht.  Das ist hier sehr wichtig, wenn man unabhaengig sein will. Und ausserdem ist es GEIL!! Natuerlich hab ich es Bolivian-Style gelernt, das heisst, die Extremversion. Niemand hier faehrt mit Helm. Die Muetter transportiern bis zu 4 Kinder aufs mal auf ihren Motos. Und ich bin als erstes gleich die tief zerfurchte und verloecherte Lehmpiste, die in den Chorillo fuehrt, hochgefahren - in dunkelster Nacht, nachdem die Sonne schon unter- und der Mond noch nicht aufgegangen war. Das ist gutgegangen, und seither kann ich das und brummse ich ueberall herum, und Damaris klammert sich hinten wie ein Aeffchen an mich.

 

Der Blutmond, also die Eclipse am Sonntag, haben wir im Chorillo, weit weg von elektrischen Lichtern, an einem Feuer gefeiert. Wooow war das schoen. Ich hoffe, ihr in der Schweiz habt das auch gesehen. Leider hattet ihr nicht die magische Geraeuschkulisse, die ich am Chorillo so liebe.... nachts singen hier spezielle Voegel, Grillen und die Froesche, ueberirdisch schoen, fast noch schoener als die Tagvoegel.

 

Damaris geht jetzt zur Schule, eine alternative Schule auf dem Huegel. Sie hat gleich Freundschaft geschlossen mit den wilden Dorfkindern, auch wenn sie noch nicht so ganz mithalten mag....... der Jetlag eben. Ich hoffe dass sie so sehr schnell Spanisch lernt....

 

Internet ist halt schwierig zu kriegen hier. Deshalb muesst ihr, wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, regelmaessig in meinem Blog vorbeisurfen.... Fotos hochzuladen ist vor allem muehsam. Ihr findet sie unter "In Schoenheit", falls ich doch mal wieder ein Album geschafft habe. Es lohnt sich.....   ;)

 

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Cada Dia


Ich stehe um 6:00 Uhr auf. Ich mache Fruehstueck fuer die Kinder und dann werden sie abgeholt fuer die Schule. Nicht an allen Tagen, die Schulpflicht wird hier sehr freimuetig ausgelegt. Wenn es regnet, geht gar nix, auch keine Schule. Ich koche Kaffee und ich wasche ab. Ich schmiere mir frische Aloe Vera auf Haare, Gesicht und Wunden. Ich wische den Boden. Das ist zwar sinnlos, aber ich mache es trotzdem. Ich wasche nochmals ab. Uff, alles mit kaltem Wasser und ebenfalls sinnlos. Ich fege den Boden mit Diesel, damit er schoen glaenzt. Die Fliegen setzen sich dann auch nicht mehr drauf. Ich pfuttere den ganzen Tag herum wegen Uarmi, das Sauviech, kaum laesst man sie von der Kette, baut sie schon wieder Scheisse, und muss wieder an die Kette. Wurmi!!! PFUERA!!!! Ach, alles sinnlos. Der Hund ist nicht dumm, aber bloed. Ich fahre mit dem Moto. Juhui! Das bringt mein Herz zum singen. Schmetterlinge klatschen mir ins Gesicht. Ich falle mit dem Moto hin. Auauau.... Ich bringe das Moto zu Luzio, dem Mechaniker. Er ist eine Art Zauberer. Ich muss das Moto wieder flicken, denn es gehoert nicht mir, sondern Yuri, dem Mann von Karin, der zur Zeit auf Reisen ist in Chile. Aber er kommt bald zurueck. Meine Beine sind blutig und blau und gruen, Damaris hat ein blaues Auge. Das konditioniert einen schon, das Moto darf um keinen Preis umfallen, sonst tut es weh... Ich koche Mittagessen, wenn die Kinder von der Schule zurueckkommen. Ich mache Siesta, wenn ich kann. Ich trinke Kaffee.... Ich wasche ab..... Ich habe nix zu rauchen. Ich putze. Ich koche. Ich besuche Carmen luz auf einen Schwatz. Das mache ich immer oefter, mir gefaellt die Gesellschaft der Viejita, und ihr auch, sogar Damaris ist gerne dort. Am Abend, wenn es eindunkelt, verbrenne ich Eukalyptusrinde und -blaetter, um mit dem Qualm die Mosquitos aus dem Haus zu vertreiben. Am Himmel gibt es eine Show, ein fernes Blitzgewitter erleuchtet oben die bizarren Wolkengebirge. Wie wunderschoen. Unten blinken die Gluehwuermchen. (Luziernagas - Gluehwuermchen) Dann regnet es. Das Zelt schwimmt fast davon. Aber ich kann nicht raus um es zu retten. Der Regen prasselt so laut, dass man nicht schlafen kann. Wenn es nicht regnet, windet es so fest, dass man ebenfalls nicht schlafen kann, weil es so laut ist. Es wird kalt. Heinomal, sooo kalt!! Gaaz eigentlich no, jetzt bin ich extra weg aus derSchweiz und dann fallen hier die eiskalten Suedwinde ein.... Ausgerechnet heute will Karin die Kueche neu streichen. Wir schaffen alles raus aus dem Haus, und hocken dann frierend auf der Veranda und koennen nicht mal rein ins Warme. Dann streichen wir alle Waende mit einer ekligen, fluessigen, graubraunen Mischung aus Kalk und Kaktussud. Wie durch ein Wunder sind die Waende nach ein paar Stunden strahlend weiss. Ich fahre mit dem Moto auf der Schlammpiste. Damaris, mein suesser Copilot, watet mit ihren kleinen weissen Fuesschen durch die tiefrote Pfuetze, die die ganze Breite der "Strasse" einnimmt, um den sichersten Weg fuer das Moto auszuloten. Dann hilft sie tapfer die schwere Maschine hindurchzustossen. Ich fahre mit dem Moto durch tiefe Schlammpfurchen, der Dreck spritzt hoch. Unter mir schlingert das Moto wie ein junger Rodeo-Hengst, hinter mir sitzen zwei kleine Maedchen. Ich scheisse mir fast in die Hose. Die Kaelte nimmt zu. Karin und ich beschliessen, uns ein Haus zu mieten. Das naechste Haus im Chorillo, das Elodie, ihrer Freundin gehoert. Das soll unser Frauenhaus werden, denn bald kommt Yuri zurueck. Yuri - oder Rupai, wer ihn kennt - ist ein Mensch, der sehr viel Platz einnimmt. Und Karins Haus ist klein. Die Ehe der beiden wackelt schon laenger und ich bin sehr froh, dass ich nicht mit beiden unter einem Dach wohnen muss. Weniger froh bin ich, dass ich dann das Moto abgeben muss. Mein Herz weint. Dann ziehen wir um und es wird wieder froh. Das neue Haus ist viel groesser, fertig Zelt und Geprassel und Gewinde und Laerm die ganze Nacht. Ein richtiges Bett!! Eine Autobatterie, die Strom fuer Licht und Musik gibt! Ruhe! Komfort! Luxus.... kaum habe ich das Bett fertig bezogen, wird Damaris krank. Wie wenn sie darauf gewartet haette, dass die aeusseren Umstaende ihre Bettlaegerigkeit ermoeglichen. Im neuen Haus kann ich mein fieberndes Baby in Ruhe pflegen. Yuri kommt heim! Ich freue mich ihn zu sehen. Was fuer eine Personaje! Karin richtet ihre Werkstatt in unserem Haus ein, damit sie Abstand nehmen kann von ihrem pubertierenden Sohn und dem launischen Yuri. Jetzt muss ich auch nicht mehr soviel putzen. Es regnet immer noch. Wir kuscheln uns im Bett ganz nah aneinander. Aussen am Mosquitonetz sirren die Muecken zahlreich und bedrohlich wie Zombies, die unser Blut fressen wollen. Aber bis zum naechsten Morgen sind wir hier sicher und geborgen.

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Mi Moto


.... Meins!!
.... Meins!!

Ich bin in Liebi gheit!!! Mit mim eigete Moto wonich mir saelber kauft han!


Jaja ich weiss - ihr sagt jetzt zueinander: Aber sie wollte sich doch ein Auto kaufen?? Nur die Ruhe - manchmal muss man klein beginnen, das hat schon Gerhardt Schoene gesagt. Jetzt habe ich mir eben ein Moto gekauft. Weil Yuri seins nun halt selber braucht, und weil ich auf unbestimmte Zeit noch hierbleiben werde, und weil man in Samaipata keine Motos mieten kann, haben wir beschlossen dass ich mir eins kaufe und Yuri es dann fuer mich wieder verkauft, wenn ich weiterziehe. Yuri ist also mit mir nach Mairana gefahren, das ist ein Dorf ganz in der Naehe, in dem man mehr Dinge kaufen kann als hier. Ganz unter uns - die Eingeborenen sind dort besonders haesslich. Eigentlich ist alles dort sehr haesslich. Es war Sonntag. Der Sonntag ist hier der Haupt-Geschaefts-Tag. Wir wollten also ein Moto kaufen, haben aber keins gefunden das uns gepassst haette. Gab nur haessliche, natuerlich. Auf dem Markt haben wir etwas gegessen. Ich eine Erdnusssuppe, die hat sehr gut geschmeckt. Aber wie sich der Teller leert, winkt mir da ein Huehnerfuss entgegen, der da froehlich in meiner Suppe herumschwimmt! Zum Glueck war ich darauf vorbereitet und habe tapfer weitergegessen. Die Indigenos fuehlen sich naemlich bevorzugt wenn sie so eine Kralle in ihrer Suppe finden. Egal. Jedenfalls kein Moto in Mairana, wir wieder zurueckgefahren. Natuerlich auf dem Moto von Yuri, war saukalt. In Samaipata haben wir dann ein Moto gefunden das wir kaufen wollten, und dieses Moto wiederum haben wir nicht gekauft, aber es hat uns zum Moto meiner Traeume gefuehrt, und DAS habe ich gekauft. Es ist eigentlich genau wie Yuri's Moto, nur kleiner und leichter. Perfekt fuer mich! Weniger Gewicht mag ich besser stemmen. Sehr wichtig auf den derzeit unpaesslichen Schlammpisten.... mit meinem Neuen kann ich auf beiden Seiten mit den Gummistiefeln im Schlamm rudern, damit wir nicht umfallen. Ohhh wie mir mein Moto gefaellt!!! Meins..... meins ganz allein, mein erstes Moto, ich liebe es. Wie froehlich es knattert!! Wie kraeftig es den Berg hoch furzt! Wie gut es sich anfuehlt zwischen meinen..... ah nein, jetzt schweife ich ab. Ja ich weiss schon, ich bin total "motophil" geworden in letzter Zeit.  Auf jeden Fall, Fakt ist: es ist mir schon wieder passiert! Wegen einer Liebschaft werde ich noch ein Weilchen in Samaipata bleiben... Nur dass es das letzte Mal ein Kolumbianer war, und diesesmal ein Moto.

Was viiieeel besser ist, scheint mir.


Natuerlich ist es gewagt, sich gleich ein Moto zu kaufen, wenn man erst vor 2 Wochen gelernt hat, ueberhaupt mit einem zu fahren. Aber wisst ihr was? Im Zweifelsfall denke ich immer:


"Replace "what if..."

with "HELL, YEAH!!"


Und heute ist die Sonne wieder rausgekommen!!! Endlich! Alles erstrahlt in einem freundlichen Licht, und vor der Tuere steht mein geliebtes Moto und wartet auf mich, damit wir zusammen laut knatternd Abenteuer erleben koennen, ach was ist das Leben doch schoen. Viva la Vida!!!

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Südwind


Zwar ist die Sonne wieder da und macht mich glücklich mit ihren Strahlen, doch auch der Wind ist wieder da, und er wird wieder Regen bringen, vielleicht schon morgen. Dieser blöde Südwind!! Wenigstens schlafen wir am Morgen jetzt ein bisschen länger, wenn Damaris nicht zur Schule geht. Soll heissen: bis sieben, acht, höchstens neun Uhr, was für unsere Verhältnisse immer noch sehr früh ist... Damaris fühlt sich in der Schule nicht so wohl. Laura und Aruni helfen ihr nicht, und wie's scheint, kümmern sich auch die Lehrer nicht um sie. Sie zeichnet nur. deshalb behalte ich sie manchmal daheim, wo sie dann mit mir oder Karin Spanisch büffeln muss. Manchmal verhält sie sich wie der sprichwörtliche Esel am Berg, und ich hoffe dass sie bald den Knopf auftut und meinen Rockzipfel verlässt, um am richtigen Leben teilzunehmen. Dafür entdeckt sie in grossem Stil die Wunder von Mutter Natur, studiert stundenlang die vielfältigen Ameisen, oder das Balz-Verhalten der exotischen Vögel. Im Nebenfach belegt sie zwangsweise Motomechanik....

Ausschlafen geht auch nur dann, wenn Yuri nicht schon um halb sieben laut trompetend sein Terreno begrüsst. Das mein ich wörtlich, er ist Musiker. Tompeter. Der Chorillo ist eigentlich wie ein Trichter geformt. Obwohl man seine Nachbarn nicht sieht, weil die Häuschen sich zwischen die Bäume ducken, kann man je nach Windrichtung jedes Wort verstehen. Das kann ganz schön peinlich werden..... oder eben lästig. 

Ich koche immer noch viel. Frühstücke ausgiebig, backe täglich Brot. Abends koche ich mit der Stirnlampe,(die Stirnlampe ist mir ebenfalls sehr ans Herz gewachsen, eine unentbehrliche Freundin) bolivianisches Raclette: frittierte Platano (Kochbanane) mit geschmolzenem Käse.... mmmmhhhh. Obwohl mein kleiner Gasherd eine Zumutung ist.... das Gas züngelt beängstigend in alle Richtungen. Ich verbrenne das benutzte Klopapier vor dem Haus, wenn es nicht windet. Wenn leicht regnet, spürt man wie das ganze Land aufatmet, alles wird still, die Vögel schweigen, die Tiere legen sich hin... ich liebe diese Stimmung. Wenn es nur immer so ein bisschen regnen würde, das wäre schön. Wir schütteln gewissenhaft jedesmal die Schuhe aus, bevor wir sie anziehen. Hier gibt es riesige Spinnen, haarige Raupen, rote Wespen und Baby-Skorpione...... sie alle suchen einen warmen, trockenen Platz wenn es regnet.... Hier gibt es Kröten, die brummen wie Motorsägen. Und Grillen, die schrillen wie Sirenen. Und Hunde, die konstant ficken während unsereiner in Ruhe essen will. Dafür kann ich im neuen Haus meistens dankend auf die Gesellschaft von Wurmi-Uarmi verzichten, weil sie im anderen Haus bleibt und da bellt und Essen klaut und Motos angreift und auf den Tisch steigt.... Das bedeuted eine unglaubliche Steigerung der Lebensqualität für mich.....

Nachdem Damaris zur Schule gegangen ist, klappert es plötzlich vor der Tür, und ein riesiger Kopf schiebt sich in die Küche. Ich fühle mich wie Pippi Langstrumpf. Hola Rayo! Die ganze Pferdefamilie kommt mich besuchen und stationiert sich für ein paar Tage in meinem Garten. Ich füttere sie mit Kompostware und sie beschnobern mich von oben bis unten mit ihren samtigen Nüstern. Ich schmuse lange mit ihnen, das ist gut für die Seele.

Carmen Luz 


Um nicht immer nur mit den Yuri's zusammensein zu müssen, verbringen wir viel Zeit bei Carmen Luz. Carmen ist Schweizerin, 68 Jahre alt und lebt seit ca 10 Jahren in einem kleinen Erdhäuschen im Chorillo, zusammen mit unzähligen Katzen und Hunden. Ja, sie entspricht tatsächlich dem Klischee einer verrückten alten Katzenlady, verlässt ihr Anwesen höchstens einmal pro Woche um Pollo für ihre Raubtiere zu kaufen, aber ihr Verstand ist scharf wie ein schweizer Messer und ihre Erinnerungen an ihr sehr bewegtes Leben sind ungetrübt. Ergo macht es grossen Spass bei ihr zu sitzen, Kaffee zu trinken, wann immer möglich ein Tütchen zu rauchen und den abgefahrenen Storys ihres Lebens zu lauschen. Das wird echt nie langweilig. Sogar Damaris liebt es, Carmensita zu besuchen, vielleicht weil die Katzen ganz kleine Babys haben..... nein, nicht nur. Als wir das erste Mal da waren, rief Damaris beim Verlassen des Hauses aus: " Wenn ich mal alt bin, will ich auch so sein wie Carmen Luz!" Und ich erinnere mich, das habe ich auch gedacht, als ich sie vor 3 Jahren kennenlernte. Uns verbindet eine gewisse Seelenverwandtschaft, die wir z.B. mit Kari nicht teilen können. Auch bei Damaris springt der Funke, ist Carmen Luz doch eine wunderbare Malerin, genau wie Damaris. Die beiden verstehen sich auf dieser Ebene sehr gut, und dann auch noch in schweizerdeutsch, was Damaris natürlich nur recht ist. So besuchen wir also das rüstige Grossmütterchen wann immer uns grad nix besseres in den Sinn kommt, und sie freut sich jedesmal und bewirtet uns mit Guetzli und Geschichten, immer unterbrochen von Geschrei das sich an ihre Katzenschar richtet: "Bussikat!! Nei, Bussikat!! Gang USSE! Uuuuh Damaris, ich säge dir das, sovil Bussikat sind ganz gemein zu mir wenns Hunger händ. Das isch nöd lustig. Wi di schreied!" Und wenn die "böse" Nachbarskatze auftaucht, gehts ab: "Bösi Bussikat!! Pfui! Ksscchttt!! Bösi Bussikat bösi bösi bösi....Aaarrrbakaduzzirkummtschhhuuukaaahh!!!" Oft singt sie für die Katzen, oder spricht zu ihnen in einer erfundenen, archaischen Zaubersprache. Herrlich. Gott segne Carmen Luz.

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Santa Cruz


Mandarinli und Erdbeeren im Oktober. Und Chirimoya, Maracuya!!! Was für ein Genuss. Platanos sind am Besten wenn sie total überreif sind und die Schale dunkelschwarz und schon schimmlig ist. Wenn man sie dann frittiert, karamelisiert der Zucker.... Selbstgemachte Erdnussbutter, frischer Orangensaft, Arrepas mit Käse und Yuccastocki. Wir sind im Schlaraffenland! Täglich schmeisse ich den Kompost irgendwo im Garten ins Gebüsch. Zu meinem Erstaunen ist er meistens nach 2 Tagen radibutz verschwunden. Ich hatte die Pferde im Verdacht, aber dass die sogar Orangenschalen fressen? Nun hat Damaris bei ihren Studien rausgefunden, dass es die Ameisen sind, die alles in kleinste Stücke schneiden und abtransportieren. Krass! Die arbeiten auch die ganze Nacht. Ob Ameisen nie schlafen? Haben die Schichtbetrieb? Damaris wird noch ein Wetterschmöcker, wenn sie so weitermacht. In der Schule gehts langsam besser, es gibt jetzt zwei Voluntarias die sich um sie kūmmern. Auch im Spanisch macht sie Fortschritte. Sie findet langsam Freunde, verständigt sich mit Händen und Füssen. In Fact sprechen die anderen Kindet aber inzwischen mehr Deutsch als sie Spanisch. Ich denke, zuerst muss sie verstehen lernen, dann plötzlich wird sie anfangen zu sprechen.


Zum Glück ist bis jetzt der Regen ausgeblieben, und der Wind hat sich auch gelegt! Jetzt ist es richtig heiss. Nachts blinken abertausende Glühwürmchen, in den Baumwipfeln, am Himmel, am Boden, am Fenster. Es sind fast mehr als die Sterne. Es sieht aus, als würde der ganze Chorillo glitzern. Wunderschön....


Letzten Dienstag mussten wir nach Santa Cruz, um auf der Migration unsere Aufenthaltsbewilligung zu Verlängern. Darauf hatten wir ja gar keine Lust, aber was muss, das muss. Also los, frühmorgens mit dem Taxi 3 Stunden den Berg runter in die glühendheisse Ebene, in den kochenden Hexenkessel dieser hässlichen Stadt. Ich habe einmal in der Schweiz belauscht, wie Damaris einer Mitschülerin von Santa Cruz erzählt hat. "Weisch, die Stadt heisst eigentli nume "Santa", aber wil si sooo derart gruusig isch, säged ihre Alli nume "Santa Gruus"!!" Wahre Worte. Zuerst mussten wir auf der Migration eine Stunde lang anstehen für einen Stempfel, was verhältnismässig kurz ist. Dann weiter, durch den tosenden Verkehr, Damaris umklammert ängstlich meine schweissnasse Hand. Es ist echt beängstigend. Bus fährt man hier, indem man die Hand hochhält wenn einer kommt. Hoffentlich ist das dann der Richtige. Er hält an, und dort wo man aussteigen will, stoppt er wieder. Ein Bus, mit dem wir fuhren, hiess sogar "Damaris". Die Busse sind immer reich und individuell geschmückt, benannt und verziert. Ohne Karin wäre ich total verloren gewesen. Keine Ahnung, nur totale Konfusion, nicht einmal spanisch verstehe ich mehr. Wir essen in "Los Pozos", einem riesigen Markt, in einem Vegetarianischen Comedor mega fein Zmittag. Vegetarisches Eswsen ist hier schwer zu finden, es gibt eigentlich überall nur Pollo. Aber hier gibt es die Siebenten-Tags-Adventisten, und die essen keine Kadaver. Hier tummeln sich überhaupt eine Vielzahl von religiösen Gemeinschaften und Sekten, man sieht die Zugehörigen an allen Ecken. Was für eine Vielfalt. Los Pozos ist schrecklich eng, laut und stinkig, wie alle Märkte hier. Die ganze Stadt stinkt wie... Scheisse von jungen Hunden. Ja wirklich! Barfussgehen kommt hier überhaupt nicht in Frage. (Eigentlich nirgends in diesem Land.) 

Schon am Mittag bin ich schweissüberflutet und halte nur mühsam durch, während wir in der ganzen Stadt unsere Besorgungen erledigen. Als wir um 5 Uhr die 3-stūndige Heimfahrt antreten, und mitten in der Nacht endlich heimkommen, haftet der eklige Geruch immer noch an uns und ich kriege ihn einen Tag lang nicht weg. 

Ich möchte langsam Ernst machen mit dem Auto-suchen und -kaufen. Leider habe ich nichts mehr gehört von diesen Leuten, die mir ihren tollen Toyota verkaufen wollten. Sie antworten einfach nicht mehr auf meine E-Mails....

Was ist besser, Chile oder Argentinien? Ich schwanke jeden Tag. Soll ich mit Yuri anfangs Dezember nach Chile reisen? Das könnte ins Auge gehen, er ist zwar ein lieber Schatz, aber er kann einem auch ganz schön auf die Nerven gehen, wenn man viel Zeit mit ihm verbringen muss...... Soll ich alleine mit dem Kind nach Chile gehen und jemanden suchen, der mir hilft ein Auto zu kaufen? Fragen über Fragen...... A ver.

Gruselstorys, 1.Teil


Ich bin beim Kickstarten abgerutscht und habe mich übel am Knöchel verletzt. Eine Woche lang konnte ich kaum gehen, nur erbärmlich humpeln. Zum Glück muss ich ja auch nicht zu Fuss gehen - ich habe ja ein Moto!! Noch grösseres Glück war, dass ich eines Samstagsmorgens um vier total besoffen einen fahrenden Mechaniker getroffen habe, mit dem ich einen Joint geraucht habe, worauf er nir meine Motilda mit Bindfaden und Büroklammern geflickt hat. Dann hat er mir ein paar Tricks beigebracht, und seither springt meine Liebste immer sehr viel schneller an. Der Knöchel tut auch fast nicht mehr weh....

Motomeitli
Motomeitli

Dafür spiegelt sich auf meinem Körper die unglaubliche Biodiversität der hiesigen "Bichos" (Insekten) in Form einer ebenso unglaublichen Varietät von Stichen wieder. Die Mücken sind nervig, aber die Stiche nicht schlimm. Aber diese verfluchten Flöhe überall! Auf allen öffentlichen Plätzen, also überall wo's Hunde hat, also eigentlich ÜBERALL, fallen sie über mich her. Und nun habe ich gestern auf Damaris Kopf Nissen gefunden!! Hässliche, grosse, schwarze Nissen in ihren süssen blonden Locken! Für die Einheimischen hier sind Läuse völlig normal. Jeder hat sie. Karin erzählt mir ganz stolz, dass sie das letzte Mal nur (!!) drei Läuse auf ihrem Kopf gefunden hat. Ich denke, dass die den Bezug zur Realität verloren hat. Aber ich glaube, dasselbe denkt sie auch über mich. In der Schweiz bin ich schon öfters als schlechte Mutter dargestellt worden, weil mein Kind Läuse hatte. Ja wirklich!! Sogar ihr eigener Vater hat mir unterstellt, dass das eine unverzeihliche Vernachlässigung sei. (Obwohl wir zu der Zeit auch mit den Yuri's zusammengelebt haben, und die hatten einfach schon immer Läuse. Naja.) Kein Wunder also, dass ich etwas empfindlich bin. Aber hier haben echt alle Kinder Läuse. Mein Kind davor zu schützen würde heissen, es niemals mit anderen Kindern spielen zu lassen. Allerdings haben wir schon auf der letzten Reise hier Läuse aufgelesen und danach Götti Fabio damit angesteckt. Das hat er uns sehr übel genommen. Diesmal heisst unsere nächste Station wieder Götti Fabio - wir müssen die Viecher unbedingt loswerden bevor wir bei ihm ankommen. Sonst hat er uns nicht mehr lieb. Bis dahin allerdings ist es quasi sinnlos etwas dagegen tun zu wollen......

Luusmeitli
Luusmeitli

Tranquillo la vida en Samaipata....... ein bisschen langweilig wird mir schon hier. Ich hätte sogerne Freunde... aber ich habe nur die Yuri's, Elodie und Carmensita. Im Dorf treffe ich zwar schon auch immer wieder Reisende, aber es sind meistens Typen. Wisst ihr wie das mit den Latinos so ist? Jedes Klischee das ihr kennt, stimmt. Sie lieben mich. Warscheinlich lieben sie jede Frau, aber Europäerinnen am allermeisten. Sie erklären mir tränenreich die Liebe, versprechen das Blaue vom Himmel herunter und 2 Minuten später tun sie das bei der Nächstbesten genauso. Egal, war sowieso alles nicht wahr, obwohl sie sehr überzeugend wirken immer. Ich suche aber einen FREUND; Compagnero, keinen Stecher. Soifzg. Am Besten wäre warscheinlich eine FREUNDIN. Wo seid ihr, tolle Frauen auf diesem Kontinent??? Zeigt euch, ich langweile mich so..... Ich möchte so gerne meine besten Freunde finden, von denen ich weiss dass sie irgedwo da draussen sind, aber ich habe sie noch nicht getroffen....

Und dann ist der Regen zurückgekommen, pünktlich zu Halloween. Seit einer Woche schiffets und ist kalt. Der Weg wird immer wie unpassierbarer, man kann nie sicher sein ob man mit dem Moto noch ins Dorf oder nach Hause kommt.... Der Solarstrom im Haus fällt aus. Niemand kommt uns mehr besuchen, ausser die Pferdefamilie. Täglich heischen sie Leckereien und Schmuseeinheiten. Ich bin ja froh, weil ich ja sonst keinen Besuch und schon gar keine Schmusereien bekomme, allerdings veranstalten sie auch einen Landschaden in unserem durchgeweichten Garten.

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Gruselstorys, 2. Teil

"Heisse Scheisse"

Eine besonders gruslige... ähm, gruusige Geschichte


Es war einmal, kurz vor Halloween und Dia de los Muertos, da begab es sich im Chorrillo, dass die Prinzessinnen műde heimkehrten in ihr Haus im Busch.

(Dieses Haus, müsst ihr wissen, hat keinen Stromanschluss und auch keinen Kanalanschluss. Vielmehr hat es ein "Baño Seco", eine Kompost-Trocken-Toilette. Diese funktioniert so: man pisst vorne in eine Röhre, die das Wasser weit entfernt in die Natur leitet. Hinten scheisst man in einen Kasten, streut jedesmal fleissig Sägemehl über sein Geschäft, Klopapier wird getrennt gesammelt, y ya 'sta. Der Scheiss' und Sägemehl-Haufen wird alle 3Monate aus dem Kasten geschaufelt und weit entfernt vergraben. Gibt guten Dünger  sowas! Aber riecht manchmal auch streng. In unserem Haus sogar sehr streng. Und dann zieht der Geruch durch das ganze Haus. Wenn man das Baño Seco nicht richtig benutzt, weil man z. B. ein Kind ist und nicht die richtigen Proportionen hat dafür, gelangt Pipi in  die Kaka-Masse und das riecht dann übel. Aber es gibt ein Gegenmittel, habe ich gelernt: man muss Asche darüber streuen!)

Also an ebendiesem Tag vor Allerheiligen stiegen die Prinzessinnen von ihrer dampfenden Motilda, tapferes Streitross aus Metall. Als sie müde in ihr Schloss eintraten, überwältigten die Piratenmutter diese üblen Dämpfe aus dem Bano Seco, das zu dieser Zeit besonders übel stank. Mag sein, dass das Übel daher kam, dass dieser Tage der Südwind viel Regen gebracht hatte, und so Wasser in das Bano Seco gelangt war, und das sollte ja eben trocken sein, nicht nass. Verzweiflung überkam die gute Frau und sie stürzte nach draussen, um Asche von der Feuerstelle zu holen und dem elendiglichen Gestank ein Ende zu setzen. Was sie LEIDER NICHT bedachte, war, dass die Asche noch warm war, und als sie frohen Mutes die Asche in die Schüssel streute, siehe da - da fielen leuchtende Funken in das tiefe Dunkel. Die Erkenntnis traf die Piratin wie ein Schlag: "Funken - Bano Seco - Sägemehl - nicht gut. Oh oh. Hoffentlich passiert da mal nix."

Fünf Minuten später trat dicker schwarzer Qualm aus der Schüssel, die wie ein Kamin über dem Unheil throhnte. Die Prinzessinnen kamen ins schwitzen, das war jetzt also wirklich unangenehm. Kurzentschlossen leerten sie eine bestimmte Menge Wasser in das Klo, um das Feuer zu löschen, und um gleichzeitig das Bano Seco möglichst trocken zu erhalten. Wegen des Geruches, wisst ihr.

Jedoch plagte der Argwohn die Prinzessinenmutter, dass ein Fünklein sich erhalten könnte in dieser Sägespäne-Fäkalmischung, und da gedeihen könnte wie ein schwärendes Geschwür... bange Stunden blieb sie wach trotz grosser Müdigkeit und wachte über den Scheisshaufen, dass dieser sich nicht plötzlich entzünde und ihr des Nachts das Haus über dem Kopf abbrennen würde. Oh Ungemach! Sogar mitten in der Nacht erhob sie sich von ihrem Lager um zu checken, wie es im Kabäuschen um die Sicherheit des Gaggi bestellt war. Nichts geschah. Jedoch am Morgen gab es ein böses Erwachen: Draussen regnete es in Strömen, drinnen brannte das Scheisshaus. Au weia. Mit viel Wasser löschten die Prinzessinen den Schwelbrand, der im Scheisshaufen entfacht war, mit Unmengen von Wasser, ohne Rücksicht auf das Bano Seco, dass nun keines mehr war. Dichter Brandgeruch zog durch das ganze Haus, was eigentlich auch nicht ekliger war als vorher der Scheissgeruch, aber dennoch ergriffen die Prinzessinnen die Flucht, bestiegen ihr Streitross und kämpften sich durch den Schlamm hinunter ins Pueblo. (Wo hätten sie auch sonst hingehen sollen.)

Es begab sich aber dass im Pueblo ein Fest im Gange war zu Ehren der Toten, und die Strassen waren voll mit Volk, dass von Santa Cruz heraufgestiegen war um ein verlängertes Wochenende zu begehen. Viele Marktstände verstopften die Strassen. Alles wäre wunderbar gewesen, wenn nicht ein gewaltiger Wasserfall vom Himmel die Strassen in Bäche und die Menschen in begossene Pudel verwandelt hätte.

Verdammter huren Scheissregen immer hier. Vorläufig war es den Prinzessinnen nicht mehr möglich, in ihr Schloss zurückzukehren, da der Camino im Schlamm versank. Grosse Sorge um ihr Scheisshaus quälte die Oberpiratin, doch den Einheimischen liegt es nicht im Blut sich zu sorgen. Sogar die fürwahre Besitzerin des Hauses und also auch die Vermieterin befahl, sich zu entspannen und liess die Prinzessinnen bei sich in ihrem Haus im Pueblo nächtigen. Alsda blieben sie drei Tage. Feucht war es überall, lang waren die Nächte, mit Konzerten und sinnloser Sauferei in den nassen Gassen.

Am Montag hielten unsere Heldinnen es im Pueblo nicht länger aus, sie bestiegen ihr Schlachtross, welches wegen der Feuchtigkeit kaum ansprang, und kämpften sich durch den Schlamm nach oben in ihr Schloss.

 

Oh welch Schrecken harrte ihrer dort oben.

Ui nei.

 

Das Bano Seco hate drei Tage lang geschwelbrandet und die Hälfte der Scheisse war verbrannt!! Die Lehmwände und -böden des Häuschen waren heiss. Der Schissi-Ring war verkohlt. Dicker, öliger Qualm war überall eingedrungen. Wie widerwärtig!!

Heftig machte sich die Oberpiratinnenmutter ans Löschen. Eimerweise Wasser, noch mehr Qualm. Feuchte Erde, schaufelweise. Und von da an bis heute: hunderttausend Räucherstäbchen.....

 

Das ist jetzt echt nicht lustig.

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Hüttenkoller


Eine Woche lang hat der Regen nicht mehr aufgehört. Alles ist im Schlamm versunken, vor allem meine Stimmung. Dank des Baño Cemado mussten wir immer raus ins Wetter wenn wir mal mussten. Expeditionen ins Dorf gestalteten sich als haarsträubende Abenteuer. Wenn man kaum mehr aus dem Haus geht, kommt die Einsamkeit zu Besuch, in Begleitumg von akutem Hüttenkoller. Jedem Tag gingen wir Carmem besuchen, die wegen der schlechten Wegverhältnissen schon seit Wochen nicht mehr im Dorf gewesen war. Damit sie und ihre Büsis nicht verhungerten, haben wir ihnen täglich Fresspakete gebracht.

Danach gipfelte die Misere in einer Zyste. Es ist nämlich so, dass die hiesige Belegung der Polizeizyste in Zyklen wechselt. Die neuen Polizysten sind dann jeweils übereifrig in den Strassen das Geld eintreiben. Und das Geld versteckt sich selbstverständlich bei den Touristen. Mann muss ihnen Busse geben, um da ran zu kommen. So funktioniert denem ihr Zystem. Ich kenne inzwischen keinen hellhäutigen Motofahrer im ganzen Pueblo mehr, der nicht schon von der Polizystei belästigt worden ist. Mich haben sie auch eines Morgens angehalten. Ich hatte grad in den dritten Gang geschaltet umd brummste bei der Plaza um die Ecke, als plötzlich ein Polizyst vor mir aus dem Boden wuchs. Ich hätte ihn beinah überfahren. Stattdessen kam ich kreischend zum stehen. Also, meine Bremsen kreischten. Ausweis! verlangte der Herr Polizyst. Hab ich ihm gezeigt. International!! na gut, den internationalen Führerschein auch. Nach  ca. 20min hat das Arschloch tatsächlich rausgefunden, dass mein Schegg nur für Autos gilt. Daraufhin haben sie mir meine geliebte Motilda weggenommen, weil die ja laut Papiere eigentlich Yuri's Moto ist. Sie haben sie einfach in den Bauch ihrer Mutterzyste geschleppt.

Was für ein schwarzer Tag im Lebem einer Piratin!!! Man kann javieles machen, aber nicht einer Piratenbraut ihr Flaggmotorrad wegnehmen!! Mein heisser Knatterfurz! Mein liebes Brummelbienchen, mein schnurrendes Schlachtross, mein schicker Feuerstuhl, mein..... Chlapf!!!! MEINTÖFF!!!! Aaaargh schon wieder so eine Demütigung durch die Zysterei. Zum Glück hatte ich meinen Schatz eine Stunde und 200 Bolivianos später mit Hilfe des noch dickeren Bruders von Yuri, Vladimir (ihr Vater war Kommunist), wieder befreit. Seither kann ich nur noch bis an Dorfrand fahren und ansonsten laufe ich viel. Das Moto steht immer in der Nähe von Don Jose's Restaurant, und wenn ich im Dunkeln zu lange wegbleibe, holt der gute Don Jose, Gott segne ihn, jedesmal mein Moto in seinen sicheren Hof und lässt die Kette am Tor unverschlossen, damit ich jederzeit wieder an mein Gefährt rankomme. Es gibt schon noch gute Menschen.

Bichos


Damaris spinnt.
Damaris spinnt.

Der Regen hat dann aufgehört.  Ich glaube, der Sommer ist da! (Das bedeutet, das gleich die Regenzeit beginnt.) Wie seltsam, jenseits des Äquators die Jahreszeiten wechseln zu sehen. Grün ist es hier ja immer. Blühen tut auch immer irgendwas. Jetzt wachsen hier überall Pilze.  Wir sind hier auf ca 1800 m.ü.M, und die Pilze wachsen förmlich aus den Kuhfladen. Wie seltsam auch, das hier ein Klischee - zumindest dem Verhalten meiner Bekannten nach zu urteilen - vollkommen zutrifft. En Guete! Auf dem Markt gibt es jetzt auch Avocado und Mangos. und in meinem Garten hats jetzt - ausser Millionen von Glühwürmchen (...warum heissen die nur so? Sind ja gar keine Würmer! Firefly passt viel besser...) Kolibris!! Und die Singvögel wechseln auch nach Jahreszeit. Einen Kolibri zu sehen ist hier ein glücksverheissendes gutes Zeichen. Ich hab einen gesehen!! Und auf der Strasse ist direkt vor mir ein armlanger Eidechs durchgerannt. Auch die Dichte der Bichos (Insekten) nimmt zu. Jeden Morgen ist der Boden im Wohnraum übersäht von ihnen. Handtellergrosse Nachtfalter. Handtellergrosse Stiche allerdings auch.   Autsch, das tut weh....

Hier habt ihr ein paar Bilder von meinen Bicho-Mitbewohnern. (Stellt sie Euch in echt einfach 10x schlimmer und schrecklicher vor.)

Dieses Bild sagt mehr über Bolivien als tausend Worte es je könnten.
Dieses Bild sagt mehr über Bolivien als tausend Worte es je könnten.
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Me voy!


Also uns reicht es langsam. Es gibt nicht viel Neues zu erzählen von Samaiputa. Ausserdem.... regnet es schon wieder! Am Samstag wollte ich meinen Abschied feiern, aber ich wäre beinahe in der Strasse ertrunken. (Falls ihr jetzt denkt, ich übertreibe; bedenkt dass es im Pueblo keine Kanalisation gibt. Das Wasser flutet wortwörtlich durch die Strassen.) Motofahren ist ja auch nicht bei dem Sauwetter. Vier Kilometer zu Fuss bergauf im Schiff... nee. Also musste ich mich mitten in der Nacht in das Baumhaus von Alejandro, dem Baumhausarchitekten von Karin, retten. Plitschnass und besoffen crashte ich bei ihm oben rein. Er war sogar wach, im Baumhaus regnete es nämlich auch und er versuchte gerade, sein Bett trocken zu halten. Klagend und tropfend sass ich also vor dem einzigen Latino, den ich kenne, der diese Situation nicht ausnützen würde. Dabei ist er ein ziemlich hübscher Kolumbianer. Umso wohler fühlt man sich, nicht wahr. 

Zwar tropfte es mir nach wie vor auf den Kopf, allerdings deutlich weniger als zuvor, weshalb ich mich eigentlich schon einiges besser und halbwegs wohl fühlte. Ich muss einen bedauernswerten Anblick geboten haben, jedenfalls hatte Alejandro Verbarmen mit mir und ich schälte mich aus meinen durchweichten Kleidern und kroch hurtig ins luftige Bett mit Aussicht über das ganze Dorf. Ale hängte meine Kleider noch zum Trocknen auf, eine liebevolle, aber komplett sinnlose Geste. Über das Moskitonetz legte er dann seinen Regenponcho und nah aneinander gekuschelt wars dann doch noch trocken, warm und wohlig. 

Kurz hab ich mich gefreut, in einem Baum aufzuwachen, aber die Regendepression ergriff mich bald wieder mit voller Wucht: Wie komme ich zurück in den Chorillo zu meinem Kind? Wie krieg ich mein Gepäck ins Dorf runter wenn die Taxis nicht fahren? Ich will hier weg!!! Was wenn die Strasse mach St. Cruz verschüttet ist? Das  passiert jedesmal wenn es regnet. Aaaarrrrggghhh. Bolivien.


Aber ich habe es geschafft! Jetzt bin ich in Santa Gruus und morgen fliegen wir nach RIO DE JANEIRO! Ich bin total nervös deswegen und habe Angst vor der grossen Stadt. Aber die begeisterten Reaktionen und verzückten Gesichter aller, denen ich von meiner nächsten Station erzähle, lassen meine Vorfreude wachsen. Es wird Zeit dass wir unseren Camperbus finden!! Motilda wird von den Yuris weiterverkauft.


Ich werde dich nie vergessen, meine heissgeliebte Motilda, meine erste grosse Liebe mit Motor. 


Ciao ciao Samaitrapa, Samaiputa, Samaitragica. Abschied tut weh. Trotzdem bin ich froh, dass ich wegkomme. 

Ich will fahren. 

Unsere Läuse sind weg dank Neem-Öl und unsere Haare sind glänzend schön und gesund, vom vielen Nicht-Waschen. Und Damaris spricht inzwischen brockenweise Spanisch. Zumindest verständigt sie sich. Das war ja Sinn der Sache. Sie hat ein paar bittere Tränen beim Abschied von ihrer neuen besten Freundin geweint. Doch morgen sind wir bei Freunden, die wir auf unserer letzten Reise im Ecuador getroffen haben, als Damaris dringend eine Spielgefährtin brauchte. Wir treffen also alte Viajero-Freunde und können bei ihnen wohnen: Angel und seine siebenjährige Tochter Armonia Paz aus Chile. Lasst euch von den Namen nicht täuschen.....